
Von seinen musikalischen Wurzeln bis hin zu dem Künstler, der er heute ist: Wir nehmen euch mit auf Grays Reise als erster Künstler, der unter dem Label AOMG sein Debüt feierte.
Anfang dieses Jahres hatten wir die Möglichkeit Hip-hop Künstler und Produzent Gray zu einem Interview zu treffen. Er ist bei dem jungen Label AOMG (Above Ordinary Music Group) unter Vertrag und ein wahrlich talentierter Künstler. Wir trafen ihn bei seinem Label in Gangnam und sprachen über seine ersten musikalischen Anfänge, seinen erstaunlichen Erfolg mit seinem ersten Album “Call Me Gray” und seine Erfahrungen als Produzent und Mitglied der bekannten Hip-hop Gruppe “VV:D Crew”. Es ist ein sehr persönliches Interview, in dem er offen über Hindernisse bei seiner musikalischen Entwicklung spricht, sowie über seine Träume und Ziele für die Zukunft.
Gray beantwortete unsere Fragen ehrlich und sehr ausführlich. Es schien uns falsch Passagen zu überspringen und Erlebnisse aus seinem Leben unseren Lesern vorzuenthalten. Deswegen ließ es sich nicht vermeiden, dass das folgende Interview länger als gewöhnlicher Weise ist. Seine Fans wird dies jedoch bestimmt nicht stören.
Wir präsentieren euch hier nun Teil 1 unseres Interviews mit Hip-hop Künstler und Produzent Gray!
Kpopeurope:
Hallo Gray, vielen herzlichen Dank dass wir heute hier sein dürfen. In der koreanischen hip-hop Szene hast du dir schon längst einen Namen gemacht und viele Fans der koreanischen Musik, auch hier in Europa, kennen dich. Vielleicht gibt es jedoch unter unseren Lesern ein paar, die dich noch nicht so gut kennen. Könntest du dich ihnen kurz vorstellen?
Gray:
Hallo. Mein Name ist Gray und ich singe und produziere Hip-hop und RnB Musik. Letzten Oktober veröffentlichte ich mein erstes Album “Call Me Gray”, welches 4 Lieder beinhaltet. Für diejenigen die mich noch nicht kennen, seht euch mein sexy Musikvideo an (lacht).
Kpopeurope:
Wir sind überaus neugierig, woher die Idee für deinen Namen stammt. Gibt es einen bestimmten Grund wieso du einen Namen gewählt hast, der wie die englische Bezeichnung für Grau (gray) klingt?
Gray:
Um ehrlich zu sein habe ich meinen Künstlernamen gewählt ohne viel darüber nachzudenken. Es klang und klingt immer noch einfach gut für mich. Eigentlich hatte ich einen etwas ‘unangenehmen’ Künstlernamen bevor ich mich für “Gray” entschieden habe.
Nachdem ich mich aber für diesen Namen entschieden hatte, wurde mir erst bewusst, dass noch viel mehr Bedeutung dahinter steckt. Grau (gray) ist eine Mischung aus Schwarz und Weiß, nicht ganz eindeutig Schwarz und nicht ganz eindeutig Weiß und diese Beschreibung trifft sehr gut auf mich zu. Auch ich bin nicht eindeutig eine der beiden Farben. Noch dazu hat Grau an sich bereits viele verschiedene Abstufungen, wie etwa dunkelgrau oder hellgrau. Als Künstler „Gray“ habe auch ich verschiedene Facetten und Schattierungen anzubieten. Ich möchte verschiedene Musikgenres ausprobieren und meinen Fans so viele Seiten von mir zeigen wie nur möglich.
(Anmerkung des Autors: Wir haben Gray nach seinem ersten Künstlernamen gefragt, er wollte uns jedoch aus persönlichen Gründen nicht antworten. Wir respektieren natürlich seinen Wunsch und haben nicht weiter nachgefragt.)
Kpopeurope:
Ich kann bereits einige deiner Seiten erkennen. Du bist nicht nur Sänger sonder Rapper, Komponist, Produzent und schreibst deine eigenen Songtexte. Gab es irgendeinen speziellen Grund oder ein Ereignis wieso du dich dafür entschieden hast, Musiker zu werden?
Gray:
Ich habe als Rapper begonnen. Meine ersten Songtexte schrieb ich in der High School. Doch weil ich als Rapper ein Lied nicht völlig alleine produzieren kann, habe ich mich auch als Sänger versucht. Ich weiß nicht genau ob die Leute in Europa es wissen, doch in Korea ist es Pflicht in der Armee zu dienen. Jeder junge Mann im Alter von 25 muss für 2 Jahre seinen Dienst antreten. Man kann nicht sagen, dass ich ein exzellenter Schüler war, der nur Lernen im Kopf hatte, doch ich wusste, dass es schwierig werden würde, meine musikalische Karriere zu verfolgen. Man kann sagen, dass ich nicht genug Mut hatte, meinen Traum zu diesem Zeitpunkt zu verfolgen. Lustigerweise habe ich meinen Abschluss in Computerwissenschaften gemacht, obwohl ich kein großes Interesse daran hatte. Kunst wäre eine so viel passendere Wahl gewesen. Während dieser Zeit wurde mir bewusst, dass Musik das Einzige war, was ich wirklich machen wollte und was mich mit Freude erfüllte. Diesen Punkt erreichte ich jedoch zu einem Zeitpunkt an dem ich dachte, dass es bereits zu spät wäre. Ich dachte, dass ich viel zu alt war um noch meine eigene Musik zu machen.
Wie man jedoch jetzt sieht, habe ich mich dazu entschlossen schließlich doch meinen Traum zu verwirklichen. Wenn ich jetzt zurück denke, ist es lächerlich dass ich gedacht habe, dass ich zu alt sei. Das Alter spielt beim Komponieren keine Rolle (lacht). Und damals habe ich sehr viel komponiert.
Kpopeurope:
Hast du dir dein Wissen über das Komponieren selbst beigebracht?
Gray:
Ja. Ich habe sehr viel dazu im Internet gefunden und versucht es mir selbst beizubringen.
Kpopeurope:
Du bist der erste Künstler und Sänger der unter Jay Park’s Label AOMG sein Debüt feierte. Du repräsentierst das ganze Label in der Öffentlichkeit. Unsere Frage ist nun: Fühlst du dich selbst unter Druck gesetzt durch den Titel: “AOMG’s erster Künstler”?
Gray:
Um ehrlich zu sein, Ja. Ich habe den Druck gespürt und spüre ihn jetzt immer noch. Ich bin nicht nur AOMG’s erster Künstler, sondern AOMG ist auch mein erstes Label. Nachdem ich “Gray” geworden bin, habe ich das Gefühl, dass ich wirklich etwas Großartiges mache. Zuvor hatte ich ‘nur’ einen Song der meine Fähigkeiten als Produzent darstellte. Nun kann ich jedoch all meine Fähigkeiten zeigen. Ich bin Produzent, Rapper und Sänger in einem. Unter AOMG veröffentlichte ich mein erstes Album und mein erstes Musikvideo, so viele Dinge sind noch neu für mich. Es gibt noch so vieles das ich lernen und entdecken kann.
Durch die Tatsache, dass alles eben noch neu war und ich AOMGs erster Künstler war, war ich tatsächlich etwas nervös und ängstlich. Ich war besorgt, dass wenn ich mein Bestes gebe und trotzdem Fehler mache, nicht nur mich selbst enttäusche, sondern auch die Personen um mich herum.
Glücklicherweise kann ich im Nachhinein sagen, dass mein Album recht erfolgreich war und sich besser verkauft hat als ich es gedacht habe. Zuvor kannte man mich nur als Produzent, aber nun bin ich ‘Teil des Spiels’ (Anmerkung des Autors: Im Interview benutze er den Begriff “Player”). Ich bin glücklich dass mir jeder gratuliert und sagt, dass ich einen guten Job gemacht habe Aber natürlich werde ich versuchen, in Zukunft noch besser zu sein und über meine Grenzen hinaus zu gehen.
Kpopeurope:
Du sagst, dass du sehr zufrieden mit deinem Album bist. Sieht man genauer hin, sieht man viele bekannte Namen wie Jay Park, Dok2 und Crush. Gibt es irgendetwas das du mit den vielen Zusammenarbeiten zeigen wolltest?
Gray:
Alle drei sind Künstler mit denen ich zusammenarbeiten wollte. Natürlich ist es auch großartig ein Album ganz alleine zusammenzustellen, jedoch wurde meiner Meinung nach dieses Album durch die viele Zusammenarbeit nur noch besser und besser. An dem Lied „Dream Chaser (꿈이 뭐야)” arbeitete ich zum Beispiel mit Dok2 zusammen. Und seine Lebensgeschichte ist wirklich beeindruckend. Jetzt lebt er in einem „Hotel“, doch davor lebte er nur in einem „Container“ (Anmerkung des Autors: Er verwendete tatsächlich die Begriffe Hotel und Container). Sein Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Dok2 ist jemand der seinen Traum hartnäckig verfolgte, was dazu führte, dass er nun seinen Traum auch leben kann. Er ist das beste Beispiel für einen Song wie „Dream Chaser“ und deswegen wollte ich auch mit ihm daran arbeiten. Ich bin wirklich glücklich, dass ich mit solch großartigen Künstlern arbeiten konnte und durfte.
Kpopeurope:
Abgesehen von dem Lied, an dem Dok2 mitgearbeitet hat, was möchtest du mit dem Album ausdrücken?
Gray:
Tatsächlich gibt es kein bestimmtes Konzept für dieses Album. Ich wollte der Öffentlichkeit nur so früh wie möglich zeigen um was es in meiner Musik geht. Meine Musik hat keine wichtige Botschaft, die darauf zielt, die Meinungen der Leute zu ändern oder so etwas Ähnliches. Abgesehen von „Dream Chaser (꿈이 뭐야) feat. Dok2“, der dritten Nummer auf dem Album. Dieses Lied beruht auf meiner eigenen Geschichte (meinen eigenen Erfahrungen) und auf die der anderen (ganz besonders auf Dok2’s). In diesem Lied wollte ich ausdrücken, was ich empfunden hatte. Also abgesehen von dieser Nummer, haben alle anderen keine spezielle Bedeutung. Sie sind nur auf dem Album um mein musikalisches Können zu zeigen, um zu zeigen wozu ich fähig bin. Außerdem ist es auch eine Art Einführung, da Leute eine Vorstellung von meiner Musik bekommen sollen, sobald sie mein Album anhören. Das ist auch der Grund wieso ich es „Call Me Gray“ genannt habe.
Kpopeurope:
Als ich mir dein Album angehört hatte, ist mir aufgefallen, dass „Dream Chaser (꿈이 뭐야)“ eine starke Botschaft hat. Ich denke, dass viele junge Leute darum kämpfen, ihre Träume zu verwirklichen. Sie wissen vielleicht nicht einmal was ihr Traum ist. Da wir bereits viel über „Dream Chaser“ gesprochen haben, werde ich immer Neugieriger über deinen eigenen Traum. Kannst du mir davon erzählen? Basiert das Lied wirklich auf deinen eigenen Erfahrungen?
Gray:
Das könnte etwas schwierig zu erklären sein, da ich nicht viel über die Situation (bezüglich Schulbildung) in anderen Ländern weiß. Hier in Korea ist es wirklich wichtig an einer richtig guten Universität aufgenommen zu werden. Jeder Schüler bewirbt sich an einer Universität, je nachdem wie seine Noten sind. Desto besser deine Noten sind, desto größer sind deine Chancen in einer angesehenen Universität aufgenommen zu werden. Als ich mit der High School fertig war, wurde von mir erwartet, ebenfalls zu studieren. Jedoch war ich mir selbst nicht sicher, was ich studieren wollte. Ich konnte nicht sagen, welche Studienrichtung ich verfolgen sollte und was mir die Zukunft bringen würde. Aber, da von mir erwartet wurde meine Ausbildung fortzuführen, entschloss ich mich dazu Computerwissenschaften an der Hongik Universität zu studieren.
Ich habe jedoch zu dieser Zeit selbst an mir gezweifelt, wie ich vorher schon erwähnt habe. Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich das Richtige tue. Ist es nicht recht bedeutungslos zu studieren und irgendeine Arbeit zu suchen, ohne jegliches Ziel oder einem wirklichen Interesse? Wenn ja, was mache ich dann gerade? Diese Frage machte mir dann klar, dass Musik mein Traum war und nicht Computerwissenschaften. Das ist der Grund wieso ich mich am Ende für Musik entschieden habe und mich daher auch sehr anstrenge, um erfolgreich zu sein. Ich denke auch, dass jeder diese Art von Mut braucht. Aber natürlich ist nicht jede Situation dieselbe. Und es kann Leute geben die viel mehr damit zu kämpfen haben ihre Träume zu verwirklichen. Daher wollte ich so eine Geschichte in meinem Lied „Dream Chaser“ ansprechen.
Es war auch ziemlich einfach für mich den Liedtext zu schreiben, da das Lied sich um eine wahre Geschichte dreht. Es hat nur einen Tag gedauert und im Gegensatz zu den anderen Liedern, sind die Lyrics aufrichtig und keine Metaphern wurden benutzt, um meine Gefühle und Gedanken auszudrücken.
Anmerkung des Autors: So eine Metapher wird als „Punch Line“ bezeichnet und wird gewöhnlich beim Rappen benutzt.
Kpopeurope:
Neben „Dream Chaser (꿈이 뭐야)“ wurden die anderen drei Lieder ebenfalls oft im Radio gespielt. Manche haben spaßeshalber gesagt „sie sind nur um Frauen zu bekommen“ (lacht). Sind sie ebenfalls auf deine Erfahrungen zurückzuführen?
Gray:
(lacht) Nun, ich habe die Lieder nicht nach dem Textbuch geschrieben, aber ich habe sie auch nicht nur an meine Erfahrungen angepasst. Es war mehr Hälfte-Hälfte. Ich habe mir nur eine Situation vorgestellt, in der ich ein Mädchen mag. Weil es „nur Musik“ ist, wollte ich Lyrics schreiben, die mehr lustig und interessant sind. Um ehrlich zu sein, ich denke nicht, dass Leute die Botschaft und die Lyrics von diesen Lieder ernst nehmen werden. Ich erwarte nicht, dass man sich Rat von meinen Songtexten holt, wie man mit einem Mädchen ausgeht (lacht).
Interviewer: Min
Übersetzer: Jiwon
Autor & Editor in Chief: Rina
Übersetzt ins Deutsche von: Haru
Editor (Deutsch): EMA